02.05.13

Theatrales zu den Dingen, die man sonst nicht macht...

zypogh.fragt.was.:Ein.Interview.mit.Obbe.Tiddens:.

Obbe Tiddens faszienierte uns nicht nur als äußerst zwangloser Künstler, in seiner aktuellen Ausstellung 'Neugier', die noch bis zum 25.05.2013 in der Stoffwechsel Galerie zu erleben ist, muntert er auch die Besucher dazu auf, ihre eigenen Zwänge, Verhaltensmuster und  Vorstellungen mal ungeniert beiseite zu legen. Und da wollten auch wir mehr wissen...

Wir bitten um Vorstellung! 

Mein Name ist Obbe Tiddens, ich bin 32 Jahre alt und seit 4 Jahren wohnhaft in Den Haag. 
In Köln aufgewachsen bin ich über Grafitti zum Malen gekommen.  Als Autodidakt habe ich keine klassische Ausbildung, habe aber Ende 2010 in Den Haag zwei Jahre lang an einem Postgraduiertenprogrammen teilgenommen, um eine inhaltliche Vertiefung zu erreichen. Aus der realistischen Ecke der Malerei kommend bin ich mittlerweile  ‚Neoexpressionist‘, oder weniger steif ausgedrückt: Geschichtenerzähler. 

Wie ist es zu der Ausstellung ‚Neugier‘ in der Stoffwechsel Galerie hier in Mannheim gekommen? 

‚Via, via‘, so wie es sich gehört. Die Räumlichkeiten habe ich dann zum ersten Mal Ende September gesehen, Notizen zur Umgebung gemacht und so nach und nach hat sich dann die Idee zur Ausstellung geformt. Die Galeristen Petra Stamm forderte mich dabei auf, etwas zu machen, das ich normalerweise nicht machen würde und das habe ich dann auch getan. 

Erzählst du uns etwas zu diesen Dingen, die du sonst nicht machst? 

Ich kannte Mannheim gar nicht und für mich war ganz Mannheim ein Fenster, das man aufzieht und reinkuckt. All die Bilder in der Ausstellung machen das Gleiche – sie lassen sich öffnen und geben einen Einblick in einen Moment.
Das erste Erscheinungsbild der Ausstellung ist dabei etwas verwirrend –  da ist auf einmal eine Galerie, in der die Bilder geschlossen sind.  Man muss die Kästen erst öffnen, sich trauen sie zu öffnen. Die Bilder dahinter haben alle ein eigenes Thema aber auch eine gemeinsame Linie – beispielsweise ein falsches Lächeln und zwar sogar ein ganz plastisches, elektrisch stimuliertes Lächeln  oder Wohnwagen, die erst familiär anmuten, jedoch zur Prostitution genutzt werden. In den Bildern gibt es entweder eine zweite, versteckte Information oder eine extra Geschichte. Es geht aber auch um den Kontrast, von dem, was man zu sehen bekommt zu dem, was tatsächlich ist.
Durch das Doppelspiel mit dem Vorhang in den Kästen entsteht auch immer noch eine zusätzliche Informationsebene, die im ursprünglichen Bild gar nicht vorhanden ist. Die Werke bekommt eine erotische Geste ,einen voyeuristischen Moment‘ .Hinzu kommt der Gegensatz von Farbe und Inhalt – Es macht Spaß, etwas in einer warmen Farbe darzustellen und dem Inhaltlich zu wiedersprechen. Solche Gegensätze zu kreieren hat etwas ganz Kräftiges.
Was mir bei der Ausstellung auch viel Spaß gemacht hat und neu war, sind Spielereien mit dem Raum –  Eine Ecke vom Raum, die hochbricht oder Geschichten, die mit einer toten Taube auf dem Boden entstehen.

Was möchtest du einem Galeriebesucher mit auf den Weg geben? 

Lach‘ laut, hab‘ Spaß, teile deine Meinung mit, verstecke dich nicht hinter irgendwelchen Klischees! Das ist das Wichtigste. Man kann so prätentiös über Kunst reden und über Kunstwahrnehmung und weiß der Geier was alles aber im Endeffekt funktioniert Kunst eben für einen selbst oder es tut es nicht. Also nimm‘ dir die Zeit und rede mit Leuten darüber und wenn du’s Scheiße findest, dann sag‘ das auch. Wir konsumieren so viele Bilder, wie keine Generation vor uns, da geht es darum, trotzdem frisch zu kucken und sich überhaupt die Mühe zu geben. Ich glaube, dass man gerade an dieser Ausstellung ganz schnell vorbeiläuft, weil man zuerst nur die Kästen mit Gardinen sieht und vielleicht noch denkt ‚Haben wir schon gehabt, wie unglaublich Neunziger!‘. 

Was zeichnet die menschliche Wahrnehmung aus?

Ein Bild muss funktionierensobald es hängt und es muss auch ohne den Künstler funktionieren – ‚fuck the intention of the artist!‘.  Ein gutes Bild ist ein Kleiderhacken für den eigenen Geist. Es tut irgendetwas, es lockt etwas hoch.Mit dem Zuschauer tritt es einen Dialog. Dabei hat Wahrnehmung viel mit Übung zu tun. An der Wahrnehmung selbst gibt es außerdem tolle Phänomene: Alles, was sich im Blickwinkel abspielt, finde ich wahnsinnig spannend – beispielsweise haben wir immer das Gefühl, dass wir einen Raum ganz wahrnehmen, weil sich der Rand im Kopf ganz durchfärbt. Das heißt, wir haben immer das Gefühl, dass das, was wir im Blickwinkel sehen, die Farbe des ganzen Raumes ist. 

Was ist Kunst? 

[lacht] Wenn man es nach Picasso hält: ‚Wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht erzählen‘. Hm… Kunst ist Aufmerksamkeit für Dinge. 

Was ist gute Kunst? 

Kunst, die mit Aufmerksamkeit gemacht ist.




// Martyna Swiatczak für zypogh mit ganz besonderem Dank an Obbe Tiddens und die Stoffwechsel Galerie - 11.04.2013

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24.01.13

Willkommen auf unserer zypogh.fragt.was - Seite. 
Hier hinterlegen wir all die Interviews, die wir geführt haben, um die  Künstler in unserer Umgebung einmal näher kennen zu lernen. Oder für unser Publikum hinter die Kulissen zu schauen und mehr über Ausstellungen und Hintergründe zu erfahren. Viel Vergnügen mit den Einblicken! 

Wie hat man dieses Archiv zu handhaben? Die Interviews werden hier auf der Seite nach dem Blogsystem  veröffentlicht. Das jüngste Interview ist demnach oben. In der Sidebar wird ersichtlich, wie viele und welche Interviews veröffentlicht wurden. 
Das erste Selbstportrait oder die Kunst, die Dinge auf den Punkt zu bringen

zypogh.fragt.was.:Ein.Interview.mit.C.Dammert:.

Bild links: Selbstportrait (2012) / Bild rechts: 'lost rooms' (2011) christian-dammert.de

Christian Dammert ist einer der bekanntesten Auftragsfotografen Mannheims. Aber nicht nur. Er ist Fotokünstler, zu dem die Ausstellungen kommen, nicht umgekehrt. So auch 'Shanghai Diaries', seine erste Ausstellung in der 'Ten Gallery' vom 26.01. bis zum 08.03.2013 in Mannheims T6-Quadrat. Das Thema ist 'Menschenleere' ausgedrückt in Aufnahmen von Shanghai, die ein ganz anderes Shanghai zeigen, als wir es vielleicht sonst kennen. Aber nicht nur. Die Anwesenheit von Menschen ist deutlich spürbar - jenseits der Leere. zypogh hatte die Ehre, C. Dammert vor der Vernissage am 26.01.2013 zu befragen. Aber nicht nur. Herr Dammert, seines Zeichen ein unbeschreiblich angenehmer Geselle, hat uns die erste Veröffentlichung eines Selbstportraits erlaubt. Und damit deckt zypogh gerne wieder Kunst.form auf…

Du trennst auf deiner Website Auftragsarbeiten strikt von freien Arbeiten - gibt es auch einen Unterschied zwischen dem Auftragsfotografen und dem Künstler Dammert?

Ich würde sagen, die Herangehensweise ist eigentlich die gleiche. Der Unterschied ist nur der, dass man natürlich für die Auftragsarbeiten je nach Briefing auf eine gewisse Art und Weise eingeschränkt ist. Ich versuche aber auf jeden Fall, dass die Arbeiten trotzdem eine gewisse Handschrift oder ein Gefühl bekommen - deswegen buchen mich ja auch die Leute. Ich verstelle mich jetzt nicht, sag' ich mal.

Was zeichnet die Handschrift deiner Arbeiten aus?

Es ist schwierig, selbst über sich solche Dinge zu beschreiben. Aber im Grunde genommen bin ich eigentlich immer auf der Suche, Dinge so minimal wie möglich zu fotografieren beziehungsweise einfach auf den Punkt zu bringen - alles Unnötige wegzulassen, Dinge zu reduzieren, um dem Betrachter im besten Falle einen gewissen Freiraum zu lassen, eigene Bilder für sich entstehen zu lassen. 

Wie hast du diesen Stil gefunden, ihn entwickelt?

Alles entwickelt sich jeden Tag. Ich fotografiere schon sehr lange, was mich beschäftigt und im Grunde genommen sind die Fotografien ein Tagebuch für mich. Manchmal fotografiere ich viele Menschen, manchmal nicht..., und so ändert sich mein Stil im Laufe der Zeit, wie ich mich selbst entwickele. Ich versuche, mich dabei wirklich frei zu machen und im besten Falle intuitiv zu arbeiten, gar nichts zu denken, weil ich den Prozess des Fotografierens an sich für mich liebe, weil ich da einfach entspannen kann und, ja, mein Kopf stillsteht und je nachdem, wie ich mich fühle, entstehen dann dementsprechend Bilder - manchmal düstere, manchmal nicht… Das ist eigentlich schon ein intimer Teil von mir - sozusagen, die Fotografie.

Was ist dein liebster Ort?

Spontan würde ich jetzt sagen, am liebsten sind das Orte, die ich nicht kenne, weil es einfach viel Neues gibt, viel Input, viele Dinge, die ich wahrnehmen kann. Das kann eigentlich überall sein. Ich glaube, es kommt immer darauf an, wie man sich selbst fühlt. Wenn man sich nicht mag oder wenn man eine schwierige Phase hat, dann kann man sein, wo man will - man findet nicht unbedingt den Zugang dazu... Eigentlich ist alles schön, je nachdem, wie man es sieht. You are what you see. You see what you are.

Und in Bezug auf die Orte, die du fotografierst?


In Shanghai hat mich jetzt zum Beispiel einfach nur interessiert, dass ich China überhaupt nicht kenne. Tokio und bestimmte Regionen Thailands kenne ich schon und deswegen ist es irgendwie sehr faszinierend gewesen, einen weiteren Teil Asiens kennenzulernen. Ich habe einen Freund besucht, davor viel gearbeitet und bin ohne richtige Vorstellung oder Erwartung nach Shanghai geflogen. Wie man in der Ausstellung sieht, habe ich dann auch viele ruhige Momente erwischt, vermischt. Als ich dann zurückkam, musste ich erst mal alle Bilder liegenlassen, weil mir das alles zu viel war und erst nach einem viertel Jahr hatte ich dann wirklich Abstand von mehreren tausend Bildern, die ich eigentlich gemacht habe und dann ging es irgendwie darum, das herunterzubrechen. Das war der Prozess aber letzten Endes war ich einfach nur neugierig, weil ich wusste, dass irgendetwas passiert, weil es einfach so verschieden ist zu Europa. Ich könnte mir aber auch sehr gut vorstellen, nach Russland oder wohin auch immer zu gehen. Es gibt einfach Städte, zu denen hat man sofort einen Bezug und dann wieder eher weniger - das kann man eigentlich nicht so richtig erklären.

Was wünschst du dir von einem Betrachter, der zum ersten Mal vor deinen Arbeiten steht?

Also, ich hab jetzt nicht den großen Anspruch, das ist nicht unbedingt die Motivation - es ist etwas, das ich für mich tue, etwas, das mir wichtig ist, eine Möglichkeit, mich ohne Worte auszudrücken. Im besten Fall kann ich eigentlich nur eine Plattform bieten und letzten Endes muss der Betrachter für sich entscheiden 'macht das Bild mit mir irgendetwas?'‚ 'Bringe ich es zu Ende in meinem Kopf?' oder 'Was sehe ich? '. Es ist schwer, das zu erklären. Das ist, glaube ich, auch nicht meine Aufgabe. Ich würde mir einfach wünschen, dass es zumindest Menschen gibt, die vor einem Bild stehen und einfach Interesse haben, kurz aus ihrer Realität auszusteigen und sich einzulassen mit dem, was ich und sie selbst bieten. 

Welche Bedeutung hat das Selbstportrait für dich als Foto-Künstler?

Also, ich habe mich auch schon ertappt, mich ab und zu selbst zu fotografieren. Sei es im Spiegel, direkt, wie auch immer, aber ich habe noch nie irgendetwas veröffentlicht. Keine Ahnung warum und weshalb, aber wer weiß... Im Grunde genommen ist es vielleicht ein Versuch, sich anderen Menschen zu erklären mit der Art und Weise, was man tut und letzten Endes geschieht es auch in verschiedenen Etappen - manchmal von zehn Jahren, zwanzig Jahren, das ist wahrscheinlich einfach ein Ist-Zustand der jetzigen Phase. 

Was ist eigentlich Kunst?


Zum einen ist das wirklich komplex. Ich würde mir jetzt niemals anmaßen, zu sagen, dass ich eine allgemeingültige Definition für Kunst hätte. Unterm Strich geht es wahrscheinlich schon um Austausch, der stattfindet. Kunst ist etwas Menschliches - ohne Menschen keine Kunst. Im besten Falle ist die Kunst ein Energieträger, der sich im Endeffekt durch den Künstler bzw. jetzt gerade bei der Fotografie durch seine Sichtweise entlädt und im besten Falle auf den Betrachter überträgt. Im Grunde ist alles und nichts Kunst, das ist wirklich sehr schwierig. Gerade in letzter Zeit habe ich mich öfters damit beschäftigt. Man kann natürlich nur für sich entscheiden, was Kunst ist, aber ich habe über die Möglichkeit nachgedacht, es so zu definieren, dass alles, was unnatürlich ist, Kunst ist. Ein Baum an sich ist ja zum Beispiel schon etwas Wunderbares aber er hat in dem Sinn kein Bewusstsein, keine Bedeutung aber ein Bonsaibaum wiederum, beziehungsweise jemand, der aus einem Baum eine Skulptur erschafft, macht es dann vielleicht zu Kunst, weil ein Teil von jemandem drin steckt und dem, was vorhanden ist, eine andere Bedeutung gibt.

Und Kunstqualität? Was macht für dich Qualität in der Kunst aus?

Das ist auch wieder schwer, sich anzumaßen zu entscheiden, was gute Kunst und was schlechte Kunst ist. Das entscheiden letzten Endes andere. Also gute Kunst ist für mich zeitlose Kunst und das einzige, was sich dann wahrscheinlich ändert, ist die Sichtweise der Menschen. Dann gibt es einfach Bilder oder Sachen, die man sieht und sagt 'nett, schön' und dann gibt es wieder Dinge, die noch eine gewisse Zeit nachklingen, die vielleicht im ersten Moment Fragen aufwerfen und erst dann, wenn man mal bereit ist, sich darauf einzulassen, eine gewisse Wertigkeit bekommen. Also bei mir ist es so, dass mich einfach Bilder oder Kunst eher auf den zweiten Blick ansprechen oder wenn das Bild oder das Kunstwerk an sich etwas bei mir auslösen, also Assoziationen wecken oder gerade etwas Emotionales treffen. Dabei finde ich, je subtiler, desto stärker ist ein Bild. Also, wenn man mit wenig auskommt, um eben die gewisse Magie zwischen Kunstobjekt und Betrachter zu schaffen. Wenn das auf eine subtile Art und Weise geschieht, dann ist die Chance groß, dass es zeitlos ist und nicht plakativ. Manchmal ist es auch gar nicht das Motiv an sich. Manchmal geht es auch um den Bildaufbau, um eine gewisse Harmonie zu erreichen. Also je minimaler, desto angenehmer ist es für mich.


// Martyna Swiatczak für zypogh mit ganz besonderem Dank an Christian Dammert und die Ten Gallery - 18.01.2013

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17.09.12

zypogh.und.artmetropol.tv.fragen.was
.:Christian.Patruno Ein.Künstlerportrait:.


Was macht einen Künstler aus? Bei all den unterschiedlichen Positionen wohl doch immer ein gewisser Drang, seine Kunst ausführen zu müssen, nicht anders zu können, als ihr zu folgen. Christian Patruno strahlt für uns eben diese Bedingungslosigkeit aus. Daher sind wir besonders glücklich darüber, dass eben dieser Künstler Materie des ersten Video-Künstler.Portraits geworden ist, das in bereicherndem Zusammenwirken mit dem Macher von artmetropol.tv, Norbert Kaiser, entstanden ist. Der derzeitige Heinrich-Vetter Kunstpreisträger Patruno gibt uns darin  in privater Umgebung Einblick in seine Kunst und  das, was ihn dazu bewegt. 


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.:Verdauung.der.Realität - einige zypogh.Zusatzfragen an Christian Patruno:.


Wer ist Christian Patruno?
Wer ich bin, ist schwer zu sagen, weil man sich im ständigen Wandel befindet und sich nicht festlegen kann. - 'Sieh, darum ist es so schwer, sich selbst zu wählen, weil in dieser Wahl die absolute Isolation mit der tiefsten Kontinuität identisch ist, weil sie jede Möglichkeit, etwas anderes zu werden, vielmehr sich in etwas anderes umzudichten, unbedingt ausgeschlossen wird.' (Sören Kierkegaard)

Welche Bedeutung hat das Selbstportrait für einen Künstler?

Ein Selbstportrait ist für mich der Versuch zu begreifen bzw. sich bewusst zu machen, wer man gerade ist. Ähnlich einer Meditation, bei der man sich fragt, woher die nächste Frage kommt. Also der Istzustand.

Was ist dein liebster Ort?

Ich habe keinen liebsten Ort. Jeder kann auf seine Weise schön sein. Am liebsten bin ich an einem Ort, der mir fremd ist, da ich neue Dinge entdecken kann. 

Was ist Kunst überhaupt?

Kunst ist für mich eine Auseinandersetzung mit dem Leben. Der Versuch, zu begreifen und zu reflektieren, was wir tun und warum wir etwas tun. Im Optimalfall sind meine Bilder die verdaute Realität.

// Christian Patruno - 03.09.2012

19.04.12

zypogh.fragt.was.:Ein.Interview.mit.Dominik.Schmitt:.


An dem Künstler Dominik Schmitt fasziniert uns vor allem, dass er es vermag, unschuldig, rein und fast spielerisch große Emotionen zu vermitteln. Dabei bedient er sich der Malerei und Plastik ebenso wie der Lyrik, Videokunst und Musik. Ein bleibender Eindruck ist unausweichlich und davon zeugen nicht nur die vielen Auszeichnungen, mit denen Dominik Schmitt bereits geehrt wurde. Am 21.04.2012 bietet sich bei der Langen Nacht der Museen die Gelegenheit, seine Werke in einer Einzelausstellung in der Alten Feuerwache zu bestaunen. Zur Einstimmung stellte zypogh einige Fragen an den Künstler...


Wer ist Dominik Schmitt?


Ich bin 1983 in Neustadt an der Weinstraße geboren, wo ich auch später zur Schule ging. Seit 2005 studiere ich Kunst, Biologie und Erziehungswissenschaften an der Universität in Landau. Gemalt und gezeichnet habe ich bereits als Kind. Meine erste Ausstellungsbeteiligung hatte ich mit 17. Seit 2009 befasse ich mich auch verstärkt mit 3-dimensionalen Arbeiten und Film.

Was zeichnet deinen Kunststil aus und wie hast du ihn gefunden?

Ich glaube, bezeichnend ist wohl immer die Nähe, die man selbst zu seiner Arbeit hat. Ich habe mich lange gefragt, was Kunst für mich ist und was ich von ihr erwarte oder welche Erwartungen ich vor ihr und vor anderen Menschen zu erfüllen habe. Die Antwort darauf war für mich irgendwann klar: In dem, was man tut, eine gewisse Ehrlichkeit zu erreichen. So habe ich begonnen, meine Motive zu selektieren. In den Fokus rückte alles, was einen Bezug zu mir hat. Es gibt den schönen Satz von Caspar David Friedrich: „Der Maler soll nicht nur malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht “. Mein Thema war also nicht mehr einfach das Äußere, Sichtbare, sondern das Innere - somit ich selbst – eine Art Selbstfindung durch Selbstreflektion.

Welche Bedeutung hat das Selbstportrait für einen Künstler?

Naja, das Selbstportrait an sich hat sehr viele Bedeutungen und sehr viele Funktionen. Es ist ein Instrument, das jeder Kunstschaffende für sich selbst zu definieren und einzusetzen erlernen kann. Für mich gibt es zunächst eine gedankliche Trennung zwischen der Darstellung meines Körpers und meines Ichs. Mein Ich ist in jedem Strich, den ich auf einer Leinwand hinterlasse, somit ist doch letztendlich jedes Bild eine Art Ichportrait seines jeweiligen „Schöpfers“, oder? Ich benutze letztendlich darin die Darstellung meines Körpers, um mich zudem selbst in einen Kontext zu meinem Ich zu bringen. Man könnte sagen, das 'Selbst-Körper-Portrait im Ichportrait'.

Was ist Kunst überhaupt?

Wenn ich das wüsste... 'Kunst ist'-Sätze sind immer schwierig. Wir Leben in der Post-Modernen, in der letztendlich alles Kunst ist, was ein sich als Künstler bezeichnender (oder von Anderen bezeichneter) Mensch als Kunst bezeichnet und dazu jemanden findet, der ihm das glaubt. Somit ist es ein Dialog zwischen einem Produzenten und einem Rezipienten über ein Medium – also Kunst. Ich mag die Frage danach, weil ich glaube, dass wir gerade heute in einer Zeit leben, in der man sich durch die vielen Überschneidungen zu anderen Medien Gedanken darüber machen sollte.

Was ist dein liebster Ort?

Es gibt so viele schöne Orte! Ich mag es natürlich im Atelier zu sein, bin aber auch gerne mit meiner Freundin in der Natur.


// Martyna Swiatczak für zypogh mit ganz besonderem Dank an Dominik Schmitt - 19.04.2012

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17.10.11

zypogh.fragt.was.:Ein.Interview.mit.Dikla.Stern:.


'Eine Reise nach Jerusalem mit Pinkelpause in der Wüste' ist noch bis zum 23.10.2011 zu Gast in Mannheim - eine Ausstellung der Künstlerin Dikla Stern in der Stoffwechsel Galerie.
Vernissage war am 11.09.2011 10.53 Uhr - Wir haben uns wohl gefühlt, aktiviert, weniger instrumentalisiert und nicht mehr so gruppiert. Daher haben wir uns darauf geeinigt, einen Besuch der Ausstellung als äußerst befriedigend anzusehen und haben beschlossen, diesen Monat unser besonderes Augenmerk auf jene zu richten. Hierzu hat zypogh.nachgefragt...





Wie bist du Künstlerin geworden?


Wie wird man Künstler? Weil ich keine Sekretärin sein wollte. Auch nicht Stewardess, Ingenieur, Lehrer, Anwalt, Beamte, Berufssoldat, Pädagoge, Händler, Optiker, Florist, Zahntechniker, Arzt, Einkäufer, Drucker, Schauspieler, Unternehmensberater und weitere 150 Berufe. Ich glaube, dass der Mensch etwas mitbekommt, sagen wir ein Talent. Trieb und Neugier lassen dich dieses Talent weiterentwickeln, d.h. du bist ständig in Bewegung und schaffst. Machst dein Ding ohne das, was du tust, zu bewerten - ob du jetzt Künstler bist oder nicht. Man ist es, man wird es nicht. Von außen heißt es irgendwann 'Du bist Künstler'
Fluch und Segen ist sicherlich die Förderung meiner Eltern. Mein Vater schenkte mir eine Kamera (nachdem ich mit fünf Jahren den Musik- den Ballettunterricht sowie später auch den Religionsunterricht boykottiert habe) und die wurde mein Begleiter, mit zehn Jahren habe ich das erste Mal meine Bilder selbst entwickelt. Die Malerei wurde erst viel später vertieft.
Die Hauptprägung kam jedoch stark aus der Literatur. Über die Literatur setzte ich Situationen aus Texten im Geist bildlich um. Später dann real. Die Schreibkunst mit der Musikkunst sind, für mich, die noch höheren Künste im Vergleich zu anderen Kunstrichtungen.

Warum gerade die Schreibkunst?

Sie ist abstrakter und bietet dir keine vorgefertigten Bilder. Sie lässt dir deine eigene Vorstellung. Sie gibt mehr Raum. Und das Vorstellungvermögen ist endlos, sowohl beim Verfasser als auch beim Leser. Klar, dies lässt sich auch auf die bildende Kunst übertragen. Und auch wie beim Verfassen von Texten ist bei der Entstehung eines Werkes alles offen – jedoch nur bei demjenigen, der es erschafft. Der Betrachter eines Kunstwerks wird vor vollendete Tatsachen gestellt und erblickt mit einer Sekunde eine komplette Bildwelt, die er sich nicht vorstellt, sondern erlebt. Ab dem Zeitpunkt des Betrachtens fängt er an, seine Geschichte zu denken – weiterzudenken oder weiter zu empfinden.

Wie bist du politische Künstlerin geworden?

Auch hier wieder, man wird nicht politische Künstlerin. Du bist politisch interessiert oder nicht. Die Umsetzung über das Medium ist nur ein Mittel, aber die Haltung ist das, was du bist. Es stand nie zur Debatte, nicht politisch interessiert zu sein. Und in Israel geboren zu sein, liefert immer Stoff für Diskussionen. Das eine als auch das andere sind Gegebenheiten, die ich nicht ignorieren kann. Zusätzlich kommt der Aspekt hinzu, in Deutschland aufgewachsen zu sein - in einer christlichen Kleinstadt als einzige jüdische Familie. Und das Mitte der Siebziger Jahre. Dadurch bekommt man einiges mit. Mehrere Religionen, mehrere Kulturen. Einblicke. Situationen. Persönlich wurde ich von anderen Menschen aufgrund dieser Kombination oft sofort in politische Diskussionen verwickelt und auch sehr schnell als a) Opfer, b) politische israelische Aktivistin oder c) als Denunziantin beurteilt oder verurteilt. In manchen Situationen sind diese Diskussionen oder voreiligen Schlüsse absolut fehl am Platz und falsch.

Du nimmst uns hier mit auf 'eine Reise nach Jerusalem mit Pinkelpause in der Wüste'. Was können wir uns darunter vorstellen?

Der Titel kam zustande aufgrund zwiespältiger Erfahrungen mit der Stadt. D.h. ein Mal eine extrem positive und ein anderes Mal eine extrem negative Erfahrung. Was sicherlich sehr interessant ist, sind die vielen Religionen auf einer extrem kleinen Fläche und die damit verbundenen Eindrücke und Empfindungen, welches subjektiv die positive Erfahrung war. Auf der anderen Seite führt diese Vielfältigkeit notwendigerweise zu Spannungen zwischen den jeweiligen Gruppen und zu Auseinandersetzungen innerhalb der verschiedenen Gruppen, welches die negative Erfahrung war.
Die hohen Sicherheitsmaßnahmen von Seiten der Israelis, die religiösen Gruppen, welche sich anscheinend nichts zu sagen haben - es sei denn es handelt sich um 'heiliges' Eigentum, das aneinander Vorbeilaufen, die Separation der Stadtteile, nämlich gruppiert, da kommt schon die Frage auf - so viel Religion und nichts verstanden? Oder aber ich habe nichts verstanden. Daher die Pinkelpause.
Es ist eine Reise nach Jerusalem, weil ich tatsächlich auf mehreren Reisen versucht habe, diese Stadt zu erfassen - Worum geht es dort eigentlich? Handelt es sich hier um politische Interessen außerhalb der Grenzen, die sich in dieser Stadt entladen oder sind es die Ereignisse in der Stadt selbst. Liegt die Spannung am Politischen, am Religiösen, am Gesellschaftlichen? Geht es nur um Eigentum?
Es ist auch die Pinkelpause in der Wüste, da diese Reise auch in die Wüste ging. Gerade einmal 1 Stunde Fahrt aus der Stadt hinaus und die Judäische Wüste erstreckt sich vor einem und bietet dir ein komplettes Kontrastprogramm zu Jerusalem - ruhig, frei, neutral, entspannt. Das dient auch ein bisschen dazu, Jerusalem auf das runter zu holen, was es ist und nicht immer das, was von außen gesagt wird. Vieles wird dort nämlich als 'Heilig' deklariert – es ist aber eben z.B. nur eine Mauer, mit geschichtlichem Wert. So werden 'Bagels' heilig, die Via Dolorosa, eben alles, von allen.






Was willst du durch die Ausstellung transportieren?

Die Ausstellung ist 'Tacheles' eine Perspektive von Jerusalem, wie es ist. Eine Stadt mit vielen Problemen, eine arme Stadt, eine religiöse Stadt, in der die säkularen Gruppierungen verdrängt werden, eine Stadt in der politisch nicht richtig gehandelt und verhandelt wird, eine gespaltene Stadt, eine gruppierte Stadt. Viele Menschen haben keine Sympathie für die jeweils anderen Gruppen. Obwohl alles eng beieinander liegt, spürt man die Antipathie und bekommt sie natürlich auch mit.
Die Religiosität ist ein Faktor, den ich akzeptieren muss, dennoch, glaube ich, die Instrumentalisierung der Religion für politische Interessen zu erkennen. Die Probleme dürfen nicht über eine Religion gelöst werden, sondern müssen separat und sachlicher geführt werden. Letztendlich meine ich, geht es um Gewinn und Geld. Dabei sollte die Religion nicht wie ein Schild vor sich getragen werden. Das hilft nicht weiter. Dadurch wird Fanatismus und Aggressivität geschürt. Und da mach ich nicht mit.
Also es ist der permanente Versuch, verzerrte Darstellung zu entzerren und die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind und auch in schwierigen Zeiten die Flucht nicht in der Religion zu finden, da es kein Hilfsmittel zur Lösung der Probleme ist, sondern eher eine emotionale Beruhigung, um die Angst mit sich gegenüber der Welt zu ertragen, für einen Moment. Das will ich damit transportieren.

Bei der Vernissage hattest du angekreidet, dass 'Brot und Spiele' vorherrschen. Was genau meinst du damit?

Brot und Spiele ist ja bekanntlich die Art und Weise ein Volk ruhig zu stellen, damit es ja nicht auf die Idee kommt, politische Ereignisse zu hinterfragen und eventuell noch aktiv zu werden. Sprich, du wirst heute von so viel 'Medien- und Spektakelmüll' überhäuft, um nicht in eine Situation zu kommen, in der du eventuell das Außenstehende reflektierst. Die Massenunterhaltung ist stets präsent - Fußball, große Kinoeinrichtungen mit Ansagen, Fanmeilen, Massenfeste mit Saus, Braus und Gesang, pseudopolitische Veranstaltung seitens Politik und Wirtschaft mit Häppchen, und dann das Internet. Das bedeutet, es wird versucht, dich permanent abzulenken mit sogenannten 'Spaß- und Fressfaktoren'. Man kann aber Dinge nur reflektieren, wenn man Ruhe hat und diesen Rückzugsort 'Ruhe' gibt es kaum noch.
Aber gerade jetzt ist es wichtig, genauer hinzuschauen, was passiert. Nicht aus einem spontanen Gefühl heraus, aus einer kurzen aufflammenden Emotionalität, sondern aus Interesse an uns selbst. In all den Jahren, in denen ich die israelische Politik beobachtet habe, fragte ich mich immer wieder, warum die Menschen nicht auf die Straße gehen, um gegen die Verhältnisse in dem Land zu demonstrieren. Mit vielen Menschen hatte ich Gespräche, um rauszufinden, woran dies lag. Keiner hatte eine gute Antwort. Und plötzlich kam die Riesendemonstration in Gang, es hatte teilweise etwas von einem Woodstock-Happening und die Menschen gingen auf die Straße. Mit Ihnen ich. Hier demonstrierten ca. 400.000 von ca. 7.7 Mio. Menschen.
Das spricht Bände. Das sind klare Zeichen.

Möchtest du mit dieser Ausstellung einen dieser notwendigen Ruheräume schaffen?

Menschen, die sich auf den Weg machen, wie z.B. in die Galerie, sind interessiert und somit aktiv. Was dann letztendlich in der Galerie passiert, d.h. welche Gedanken, Gefühle, Fragen oder Bestätigungen den einzelnen erfasst, kann ich nicht wissen. Aber ich denke, ab dem Moment, in dem der Einzelne vor den Bildern steht oder der Installation oder den Fotos, wird erst einmal aufgenommen. Vielleicht empfindet der Eine oder Andere so etwas wie Ruhe. Der Raum an sich ist aber nicht als Ruheraum gedacht, sondern im Gegenteil als ein Ort, in dem er das, was er sieht, in Ruhe auf sich wirken lassen kann. Aber nein, kein Ruheraum.

In der Ausstellung verbindest du sehr viele Kunstformen: Installation, Malerei, Fotografie. Hinzu kommt noch die komplette Gestaltung der Räume. Wie wichtig ist dir diese Vielfalt?

Generell ist Vielfalt für mich sehr wichtig. Ich möchte wählen können, wie ich was in welcher Form umsetze. Es gibt Ideen, die entstehen als Bild, andere wiederum als Installation, dreidimensional und wieder andere Situationen lassen sich gut in der Fotografie ausdrücken oder in anderen Techniken. Es gibt einfach sehr, sehr viele Techniken und Umsetzungen. Je mehr Variationsmöglichkeiten gegeben sind, desto vielfältiger kannst du arbeiten. Das soll nicht heißen, dass man nicht mit einer Technik viel schaffen kann, kann man natürlich. Aber jeder Zusatz ist noch eine Möglichkeit, seine Visionen umzusetzen, seine Fantasie auszubauen und Vorstellungen greifbar zu machen, verschiedene Materialien miteinzubeziehen oder bewusst wegzulassen, höher. Bei den Schwarz-Weiß-Fotografien wird z.B. ein Moment aufgenommen, den es tatsächlich gegeben hat, dieser Moment wird transportiert und der Betrachter erhält diese Information, den Moment. Aber egal für welche Form du dich entscheidest, denn darum geht es, um die Entscheidung, musst du dich entscheiden.



Beim betenden Soldaten, der am Busbahnhof stand, habe ich mich bspw. für die Malerei entschieden, um eine Atmosphäre zu schaffen, die über die Fotografie nicht möglich ist. Auch hier wieder die Entscheidungen, wie und wie viel, welche Form der Emotionalität, Farben, Komposition, Gefühl, ... usw.
Aber auch weitere Komponenten lassen sich in der Umsetzung miteinbeziehen. Wird es ernst, zynisch, lächerlich, humorvoll. Und es gibt manchmal Situationen, die sind einfach unheimlich witzig, die sind einfach wirklich witzig und diese Form ist auch wunderbar umsetzbar, so dass andere dann auch darüber lächeln können, und das tun sie, wie z.B. der Text aus der Pressemitteilung der UNO von 1950 welcher als Text in die Ausstellung miteinbezogen wurde. Dieser Text bringt die 'Jerusalemer Situation' ziemlich auf den Punkt. Das haben viele sofort verstanden.
Letztendlich geht jeder Form eines gestalteten Bildes, hunderte von Entscheidungen voraus. So ist das Bild letztendlich eine Akkumulation von Entscheidungen. Und so auch der Raum welcher ein Bild wird, in meinem Fall. Die Petra ist da echt super - Danke Petra! - dass sie den Freigeist hat: 'Nimm die Galerie und mach aus ihr, was du willst!' Du hast dadurch unglaublich viel Freiraum, der in der realen Welt immer zunehmend eingeschränkt wird. Die Werbung im öffentlichen Raum wird zugelassen, Lebensqualität für den Menschen dagegen eingeschränkt. Schon ver-rückt.


Ist die Fotografie immer Ausgangspunkt für deine Bilder?

Es kommt auf die Situation darauf an. Wenn wir jetzt über 'Ginger I oder die Wüstenfrau' sprechen, so basiert das Bild auf einem Selbstfoto. Ginger ist in der Wüste am toten Meer entstanden.


                                                                                  Ausschnitt aus Dikla Stern - 'Ginger I oder die Wüstenfrau'
Meine Arbeiten sind Geschichten, welche sich hinter den Bildern verbergen. Es ist ein Moment verbunden mit einer Story, meistens mit außergewöhnlichen Ereignissen, Beobachtungen, Erfahrungen oder verzerrten Situationen. In dem Fall war es die Wüste mit den Pools, was ich interessant fand. Die meisten Menschen, glaube ich, verbinden mit Wüste etwas Trockenes und Warmes, am Tag, Kaltes in der Nacht, nehme ich an. Wenn man sich jetzt aber in den Wüstenabschnitt am toten Meer begibt, erstrecken sich teilweise Pools. Das ist ungewöhnlich weil diese hier erschaffen wurden. Das fand ich bizarr, da du in diesem Pool liegst und die Wüste anschaust und Sie dich.
Generell ging es mir ums Eintauchen in diese Welt. Die Wüste ist ein unheimlich schöner Rückzugsort. Es gibt Orte im Sinai, in denen es keinen Strom gibt, keine Werbung, keinen Fernseher, kein Radio, kein Internet, kein Handy - nur Sonne, Trockenheit, Natur, sternklarer Himmel, Hängematten, und vielleicht 10 Menschen. Daher 'Ginger I oder die Wüstenfrau' - die Erschaffung einer Symbiose von Wüste und Pool. Eine Parodie.

In deinen Bildern herrschen - gerade bei den gegenständlichen Motiven und den Personen, die du malst - eher harte. geometrische Formen vor. Wie hat sich dieser Stil entwickelt?

Mir ist vieles zu weich, langweilig, verwischt, nicht klar genug. Daher sind meine Anfänge auch noch viel extremer in der visuellen Gestaltung bis ich gelernte habe, wie ich mit der Geometrie umzugehen habe. Die Anfangsphasen waren Lernphasen, Experimentierphasen, eben Abenteuer. Ist die Idee so, wie ich es mir vorstelle, umsetzbar oder klappt es gar nicht? Das extrem Klare hat mir durch die geometrische Form gefallen und wurde meine Signatur. Sicherlich auch ein Stück meines Charakters, da ich sonst die Arbeiten nicht so machen würde, wie sie sind. Eben nicht weich, sondern mit Ecken und Kanten. Klare Ansagen und deutlich, dann bin ich interessiert. Es gibt keine Rundungen in den meisten Bildern, es gibt absolut keine Rundungen, es gibt nur Winkel, Ecken und Flächen...
... außer in 'it happened one day!?

                                                                                                     Ausschnitt aus Dikla Stern - 'It happened one day'



Ja, das war einfach, um eine Dynamik herzustellen, da auch diese Form eine Parodie ist, nämlich über die Gasmaske. Es stimmt schon, die meisten Bilder sind geometrisch. Doch möchte ich mich nicht festlegen sondern mir immer wieder den Freiraum nehmen, zu experimentieren. So werden manchmal festgefahrene Strukturen aufgelöst oder verändert oder andere Techniken miteinbezogen, wie z.B. die Zeitungscollage.

Wir begeben uns in Mannheim auf eine Reise nach Jerusalem - in einer Ausstellung von einer Künstlerin, die zwischen Berlin und Tel Aviv pendelt. Was verbindet dich mit Mannheim?

In Mannheim habe ich meine Jugend verbracht, lange gelebt und später studiert und in Tel Aviv bin ich geboren, habe dort später auch gelebt und studiert aber ich fühle mich nicht mit der Stadt Mannheim verbunden, dann doch eher mit Menschen mit denen ich Mannheim erlebt und gelebt habe. Also Freunde.

Was war der Antrieb aus Mannheim weg und nach Berlin zu gehen?

Mannheim wurde zu klein. Als Künstler kommt man schnell an seine Grenzen, erhält nicht die Plattform, welche man braucht, um arbeiten zu können und ist eher mit der Szene eine Randgruppe und weniger integriert im Leben selbst. Die Künstler in Mannheim haben es nicht leicht, da sie oft nicht verstanden werden. Für andere Gruppen sind in Mannheim dann Künstler interessant, wenn aus Ihnen Profit geschlagen werden kann. Aus ökonomischen Aspekten. Als Event, als Spektakel. Und die kleine, freie Kunstszene, die es noch in Mannheim gibt, muss immer um Ihre Existenz kämpfen wenn sie da nicht mitmachen will.
Komplett anders ist es da in Tel Aviv oder Berlin und dabei ist Tel Aviv gar nicht viel größer als Mannheim. Ohne Außenbezirke auch gerade mal knapp 400 000 Einwohner. Dort herrscht eine ganze Musikszene, in Berlin eine enorme Musik- und Kunstszene. Das gehört zum Leben. In Mannheim hat man das Gefühl, das gehört ins Museum. Leider. Kunst wird nicht so gesehen, wie sie ist, nämlich frei. Die Möglichkeiten sind auch geringer, es fehlen Flächen. Folglich ziehen viele junge Leute weg und auch die Kreativen. Fatal für eine Stadtentwicklung. Fatal für eine Gesellschaft wenn junge, gut ausgebildete, andersdenkende Menschen abziehen. Fatal.

Was wird die Zukunft bringen? Bleibt es bei Berlin und Tel Aviv?


Momentan ist es Berlin. Was die Zukunft ist – ich werde sehen.

// Martyna Swiatczak für zypogh mit ganz besonderem Dank an Dikla Stern - 13.09.2011

zur Ausstellung




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22.09.11

zypogh.fragt.was.:Ein.Interview.mit.Konstantin.Voit.zu.seiner. MALFABRIK:.




Der Mannheimer Künstler Konstantin Voit hatte vor seiner Ausstellung für 7 Wochen ein offenes Atelier in der Stadtgalerie Mannheim. Hier hat er sich von der Öffentlichkeit beim Schaffensprozess über die Schulter schauen lassen. Seine Ausstellung begeistert uns, seine Persönlichkeit aber auch. zypogh wollte den Mann näher kennenlernen, der sowohl die Fibonacci-Folge als auch eine ordentliche Prise Ironie in sein Werk einfließen lässt und dabei das System seiner Kunstproduktionsstätte 'MALFABRIK' offen.legen.
Letzte Gelegenheit Werk und Künstler in der Stadtgalerie zu sehen, ist der kommende Sonntag- 25.09.2011.

Wie entstand die Arbeit mit der Schablone?

Konstantin Voit: Angefangen hat alles mit der so genannten Urschablone. Ein Kinderspielzeug, das mir vor 18 Jahren zufällig in die Hände fiel. Es trug damals schon eine Faszination für mich in sich, die bis heute wirkt. Ich sah den Gegenstand und konnte im ersten Moment nicht genau erkennen was es war, bis ich näher kam und feststellte, dass es sich um eine blaue Kindermalschablone einer Lokomotive handelte. Dieser Moment ist der, der mich immer noch fasziniert. Es ist ein Wechsel zwischen Abstraktion und realem Abbild, das, je nachdem wie man es verwendet oder aus welcher Distanz man es betrachtet, changiert.

Kannst du das System hinter deiner Arbeit erklären?


Konstantin Voit: Ich habe damals eine Arbeit angefertigt, die sich das 'System' nennt. Das ist ein Ideenkatalog, der fast 1000 Elemente umfasst. Dort habe ich Ideen abgelegt, die mir im Laufe der Zeit über den Weg gelaufen sind. Es war klar, dass die Lokomotiven-Schablone da hinein gehört, um irgendwann einmal malerisch verwendet zu werden. In den kommenden Jahren ist daraus eine Ursammlung entstanden, die ca. 20-30 Schablonen beinhaltete. So fing ich an, mein ganzes persönliches Kunstsystem neu aufzubauen. Das war der Startschuss der malerischen Arbeit, die ein Jahr später im ersten Block der Malfabrik mündete, was eine Reihe von 64 Bilder war, alle in DIN A4 Format, wo grundsätzliche Gedanken über die Verwendung von Schablonen niedergelegt worden sind. Hinter jeder auf einem Bild realisierten Form befinden sich dennoch viele andere Möglichkeiten. Die Bilder sind in Form und Farbe variierbar, ohne ihre Grundidee zu verlieren. Die folgenden Jahre habe ich dann angefangen, aus diesem ersten Block Ideen herauszufiltern und erneut auszubauen. Im ersten Block gibt es z. B. eine Flagge. Später habe ich diese Flagge aufgenommen und gestaltete einen ganzen Block nur mit Flaggen, mit unterschiedlichen Hintergründen, verschiedenen Schablonen. So kann man die mittlerweile 10 verschiedenen Blöcke auf eine Idee im ersten Block zurückführen. Und die Idee lässt sich auf eine Schablone im System zurückführen. Das ist also eine stark konzeptionell geprägte Arbeit, die seit 18 Jahren läuft und ihre Urquelle in diesem System hat. Ich habe mir also mit meinem System ein Wissenspool geschaffen, auf den ich immer wieder zurückgreifen kann, wenn eine Entscheidung ansteht.

Du arbeitest derzeit an dem 10. Block namens 'Equinox'. Wie kam es zu dem Namen?

Konstantin Voit: Equinox ist so eine Art Startschuss für was prinzipiell Neues. Equinox bedeutet 'Tagundnachtgleiche' und kommt aus der Astronomie. Als ich in Mexiko war, besichtigte ich eine Pyramide, wobei mir erklärt wurde, dass sich bei einem bestimmten Sonnenstand, ein Schatten in Form einer Schlange auf die Treppen der Pyramide legt. Das war beim Erbauen der Pyramide so vorgesehen, was mich faszinierte. Da es im 10. Block sehr stark um die Deckungsgleichheit von Fläche und Linie geht und auf die beiden ersten Bilder sehr dunkel sind mit herausblitzenden, leuchtenden Flächen, kam dieser Name sehr intuitiv. Ich fand den Namen für diesen Block, also diese Bilderreihe, sowohl passend als auch poetisch.

Wenn du den 1. Block und 'Equinox' betrachtest, was hat sich entwickelt und was blieb unverändert?

Konstantin Voit: Der Unterschied zum 1. Block liegt vor allen Dingen daran, dass ich nun ein Computerprogramm benutze. Mir ist es nun möglich, Schablonen zu skalieren oder zu verzerren. Ebenso kann ich die Formatgröße variieren. Ich habe also alle Schablonen digitalisiert. So arbeite ich noch mit den Ursprungsformen, aber nicht mit den Ursprungsschablonen. Es ist nicht mehr nur ein Wechselspiel zwischen mir und den Schablonen wie im 1. Block, sondern zwischen mir, den Schablonen und dem Computerprogramm. Aber das Grundprinzip ist geblieben. Ich nehme mich einer Sache an und erforsche sie bis in den letzten Winkel, was für mich einer wissenschaftlichen Arbeit gleicht.

Deine Werke sind exakt reproduzierbar. Was bedeutet das für dich?

Konstantin Voit: Reproduzierbarkeit zu gewährleisten, ist mir wichtig. Dabei spielt die Entmystifizierung des Künstler-Genius eine wichtige Rolle. Ich möchte gar nicht der geniale Künstler sein, sondern betrachte Kunst durchaus als Arbeit und Wissenschaft. Ich suche also immer nach einer Logik, die zwingend ist. Diese Logik findet sich sowohl in meine Auflagenanzahl, als auch in der Formatwahl der Bilder wieder, wobei ich mich auf die Fibonacci-Folge berufe. Meine Kunst ist sehr mathematisch geprägt, sehr eckig und logisch.


Wie groß ist deine Schablonensammlung und mit welchen Schablonen 'spielst' du am liebsten?

Konstantin Voit: Nun sind es über 5000 Schablonen in der Sammlung, die immer weiter wächst. Früher habe ich kistenweise Schablonen in Spielwarenläden eingekauft, da eine Schablone nach fünfmal besprühen unbrauchbar wurde. Jetzt nutze ich Plotterfolien, die eine andere Arbeitsweise ermöglichen. Die Schablonensammlung beschränkt sich zum größten Teil auf Kindermalschablonen, obwohl ich exemplarisch Architektur- Schablonen und Deko- Schablonen besitze, die ich in meinen Bildern aber nicht benutze, da sie schon für eine künstlerische Verwendung vorgesehen sind. Das nimmt dabei für mich den Reiz. Bei Kindermalschablonen ist das anders. Der Bruch interessiert mich, wenn aus billigem, verschrieenen Plastikzeug anspruchsvolle Kunst entsteht.

Wieviel Ironie steckt hinter deiner Kunst? Wenn du über deine Werke auf Facebook abstimmen lässt, wie ernst nimmst du deine Kunst?

Konstantin Voit: Ich glaube, dass es da zwei Seiten gibt. Zum einen möchten Künstler durchaus ernstgenommen werden, wobei ich die Kunst oder mich wiederum nicht zu ernst nehme. Humor gehört für mich in der Kunst unmittelbar dazu. Ich glaube, dass der Trick bei mir ist, dass ich durch die Verwendung meines Materials, was allein schon zum Schmunzeln anregt, auf der anderen Seite so ernsthaft wie ich möchte an die Arbeit rangehen kann und es bleibt immer etwas Leichtes, Spielerisches, Ironisches vorhanden. Das ist genauso, wie ich reale Formen der Schablonen benutze und mir dadurch keine Gedanken um die Formgebung oder das Bildthema machen muss. Das schmeiße ich alles über Bord, um zu dem zu kommen, was mich wirklich interessiert, nämlich Bilder zu gestalten, neue Kompositionen zu finden, Schichten übereinander zu legen, zu beobachten, was Spannendes und Neues passiert.

Wie hat dir die Arbeit in der Stadtgalerie Mannheim gefallen?

Konstantin Voit: Die Arbeit im offenen Atelier war super, etwas zu kurz, aber lang genug, damit etwas entstehen kann. Für mich waren es einfach optimale Bedingungen. Es war immer etwas los, ohne zu viel zu werden. Ich war eingebunden und wurde wahrgenommen, ohne von meiner Arbeit abgehalten worden zu sein. Gleichzeitig gab es einen zeitlichen Druck, der motiviert hat. Insgesamt ist ein gutes Dutzend Bilder in dieser Zeit entstanden, womit ich zufrieden bin.

Wie siehst du die Entwicklung der Kunst in Mannheim?

Konstantin Voit: Grundsätzlich hat sich was getan, aber noch nicht genug. Im Vergleich zu anderen Städten ist noch was zu machen, gerade für Mannheim als Bewerber für die Kulturhauptstadt 2020. An dieser Stelle würde ich gerne dafür appellieren, dass die Stadt ein Atelierhaus in einer so attraktiven Lage, wie die Stadtgalerie sie hat, zulegt. Hier könnten sich Künstler für einen Zeitraum von ca. 5 Jahren einmieten, arbeiten und austauschen. Das würde die Kunst in der Stadt unglaublich pushen. Wenn das Ganze mit einem Stipendium kombinierbar wäre, so dass Leute von Außerhalb die Motivation hätten, nach Mannheim zum kreativen Arbeiten zu kommen und somit frischen Wind hinein bringen würden, wäre das das Sahnehäubchen. Mannheim könnte eine Vorreiterfunktion übernehmen, indem es als die erste Stadt ein Stipendium in der Innenstadt anbieten würde und nicht Künstler aufs Land ziehen würde, wie das sonst der Fall ist. Wäre es nicht toll wenn die Leute aus Berlin hierher kommen würden und nicht umgekehrt?

// Elena Horkova und Martyna Swiatczak für zypogh - 20.09.2011







+++kleiner Fotoeinblick+++
+++zur Malfabrik+++




19.09.11

zypogh.fragt.was.:Ein.Interview.zum.Projekt.Heimat:.





Der 12. Programmpunkt des diesjährigen Mannheimer Schlossfestes präsentiert uns 'Kunst im Schloss'. Im Ostflügel ist das Kurzfilmprojekt 'Heimat' der Hochschule Mannheim zu sehen. Was verbirgt sich dahinter? zypogh hat exemplarisch 2 Studenten befragt. Paul Brenndörfer und Karim Abdelghany haben uns einen Einblick in 'Ihre Heimat' gegeben...


Was können wir uns unter dem Projekt 'Heimat' vostellen?

Beide: Projekt 'Heimat' ist ein Kurzfilmprojekt der Hochschule Mannheim. Es werden Filme von 36 Studenten der Fakultät für Gestaltung zum Thema Heimat gezeigt, die im vergangen Semester entstanden sind. Jeder sollte für sich selbst definieren, was für ihn/sie Heimat ist und dies in der Arbeit festhalten. Das Ergebnis kann man auf unserer Homepage/Blog und natürlich auf dem Finale im Schloss sehen.

Wie habt Ihr die Fragestellung 'Was ist Heimat' umgesetzt?

Paul: Ich habe mich mit meiner persönlichen Heimat auseinandergesetzt: Eine Gegend in Rumänien, die lange von Deutschen besiedelt war. Immer wenn mich jemand fragte, woher ich komme und ich 'Siebenbürgen' gesagt habe, wusste niemand so recht, was ich meine. Die Frage war also für mich, wie würde ich jemandem ganz kurz und simpel erklären, woher ich komme. Ich habe dazu den Animationsfilm gewählt. Es sollte ein recht simpler Trickfilm werden, der auf eine sympathische Art und Weise eine Geschichte erzählt. Es ist für mich ein gutes Medium, um jemandem angenehm etwas nahezubringen, ohne ihn zu treffen.

Was hast Du darin verarbeitet?

Paul: Ich habe viel über meine Heimat gelernt, sie vielleicht dadurch sogar gefunden, denn ich habe mich immer unzugehörig gefühlt, war immer weder Deutscher noch Rumäne. Ich habe mich mehr mit dem Thema Deutschstämmigkeit und tatsächlicher Zugehörigkeit beschäftigt. Dabei habe ich meine Heimat nicht als einen Ort, sondern als ein Gefühl gefunden. Dadurch habe ich nun mehr Lust bekommen, mich weiter mit ähnlichen Themen zu beschäftigen und werde auch meine Bachelor-Arbeit im Bereich der Dokumentarfilmelemente positionieren. Ich werde also diese Arbeit in einen größeren Rahmen einfließen lassen.

Was hat bei Dir die erste Begegnung mit der Fragestellung und dem Schlagwort Heimat ausgelöst?

Karim: Ich hatte das Glück, zu diesem Thema zwei Projekte machen zu können.
Ich habe auf einer Reise vor ca. 8 Jahren in Ägypten losgefilmt und habe dabei nicht geahnt, dass ich dieses Material nach so langer Zeit in einem Film verarbeiten würde. Die Aufnahmen sind sehr amateurhaft, wodurch die Bilder allerdings eine naive Lockerheit aufweisen, was mir in diesem Zusammenhang gefällt.
Mein Vater stammt aus Ägypten und ich habe bei meiner Reise einfach nur Impressionen aus dem Land aufgenommen, die mir viel bedeuten. Ich habe 9 Stunden Filmmaterial auf eine Stunde gekürzt und dabei für mich besonders starke Themen ausgewählt, wie z.B. Männerfreundschaften und die Gegensätzlichkeit von Hektik, die dort herrscht und dem beruhigenden Dasein der Ägypter. Am Ende wurde daraus eine Art 4-minütiger Musikclip mit ägyptischen Impressionen auf arabische Musik.

Worum geht es in deinem zweiten Projekt?

Karim: Die zweite und größere Arbeit ist ein Gemeinschaftsprojekt und entstand mit Matthias Jaster. Dabei handelt es sich um eine Dokumentation über eine 'Goa-WG', die ein Art Patchwork-Familie darstellt, wobei die Zusammenhänge der verschiedenen Akteure der Doku ein richtiges Netzwerk ergeben. Die Besitzerin dieses Hauses ist eine alte Freundin, die ich zufälligerweise wiedergetroffen habe. Ich habe sie besucht und hatte sofort ein Gefühl der Heimat! Besonders beeindruckt hat mich in dieser WG, dass die Leute, die dort zusammenleben, ein außergewöhnliches Auftreten haben. Sie leben als eine Art moderne Hippies zusammen, die sich ihre eigenen Welt/Heimat geschaffen haben, was wir in unserem Film zeigen wollen. Zusätzlich hat die Zusammenarbeit zwischen Matthias und mir zur Gründung der Video-Produktionsfirma 'Zyklopia' geführt, so haben wir mit diesem Projekt ein Arbeitsfeld für die Zukunft geschaffen.

wer mehr erfahren möchte:
bitte hier lang


// Cynthia Reis für zypogh - 11.09.2011